Am 31. Oktober 2008 schlug eine heute weltbekannte Online-Publikation große Wellen und veränderte die Welt der Zahlungs- und Währungsdienstleister nachhaltig. Denn an diesem Tag wurde im Internet das White Paper „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ veröffentlicht, zu Deutsch „Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer Zahlungssystem“. Als Autor wurde ein gewisser Satoshi Nakamoto genannt. Die Person oder Personen hinter diesem Pseudonym bleiben jedoch bis heute unbekannt, obschon es zahlreiche Anhaltspunkte gibt, die wir im Folgenden genauer beleuchten wollen.
Das wissen wir über Satoshi Nakamoto
Seit nunmehr über 10 Jahren rätselt die Krypto-Welt, wer oder was sich hinter dem revolutionären Bitcoin-White Paper und der darin beschriebenen Technologie verbirgt. Als Erfinder des Bitcoins gilt Satoshi Nakamoto, der im Anschluss an sein Paper 2009 eine erste Referenzimplementierung herausbrachte, die damals noch unter dem Namen Bitcoin veröffentlicht, später aber in Bitcoin Core umbenannt wurde.
Online kursieren einzelne Details zu NakamotosWerdegang, wie etwa sein mutmaßliches Geburtsdatum, das mit dem 5. April 1975 in Japan angegeben wird, sodass Nakamoto im Jahre 2020 45 Jahre alt wäre. Sein Geschlecht gibt er mit männlich an. Ähnlich wie Banksy in der Kunstszene bleibt die genaue Identität des Bitcoin-Erfinders jedoch ein Rätsel.
Japaner oder Brite?
Hinsichtlich Nakamotos Nationalitätmanifestieren sich bereits erste Zweifel, denn seine nahezu muttersprachliche Beherrschung der englischen Sprache sowie die Tatsache, dass nicht nur sein Paper und sämtliche seiner über 500 Forumseinträge auf Englisch veröffentlicht wurde, sondern auch seine Software ausschließlich in Englisch beschrieben und dokumentiert ist, lassen vermuten, dass es sich hier nicht um einen Japaner, sondern vielmehr um eine Personengruppe handeln könnte. Dafür spricht auch die Einschätzung einiger Branchenexperten und Programmierer, dass der Code zu perfekt erdacht ist, als dass dafür eine einzelne Person verantwortlich zeichnen könnte.
Es handelt sich darüber hinaus um die britische Sprachvariante des Englischen, erkennbar an spezifischem Vokabular wie „bloody“ sowie der etablierten Schreibweise mit „ou“ in etwa „colour“ bzw. „s“ in Verben wie „recognise“. Auch wurde seitens Nakamoto bereits Bezug genommen auf die britische Tageszeitung „The Times“. Somit müsste zumindest ein Teil der Urheberschaft einen Hintergrund im britischen Commonwealth haben, was neben dem Vereinigten Königreich etwa auch Australien umfasst. Die linguistische Analyse wird nach wie vor zur Identifizierung Nakamotos herangezogen und generiert stetig neue Erkenntnisse und Vermutungen.
Weitere Aufzeichnungen und Untersuchung zu Nakamotos Forumsbeiträgen zeigen zudem, dass in der Zeit zwischen 14:00 Uhr und 20:00 Uhr japanischer Zeit kaum bis keine Beiträge veröffentlicht wurden, was nahelegt, dass der Urheber zu dieser Zeit geschlafen hat. Dies stützt ebenfalls die These, dass ein Wohnsitz oder Aufenthaltsort in Japan unwahrscheinlich ist.
Potenzielle Mitglieder der Nakamoto-Gruppe
Im Laufe der Jahre und basierend auf den Indizien gegen einen japanischen Bitcoin-Erfinder, haben sich einige Namen herauskristallisiert, die als Urheber oder zumindest Miturheber des Bitcoins gehandelt werden. Laut des Unternehmers John McAfee sollen sogar bis zu elf Personen Nakamotosein und als Gruppengemeinschaft über einen Zeitraum von ca. fünf Jahren die Kryptowährung entwickelt haben.
Hal Finney
Der mittlerweile verstorbene US-amerikanische Softwareentwickler Hal Finney gilt mindestens als Mitbegründer des Bitcoins und wurde bekannt als erste Person, die eine Bitcoin-Transaktion empfing. Quellcode und Sicherheitsprotokolle werden ihm ebenfalls zugeschrieben. Die Tatsache, dass Finney und Dorian Nakamoto, den wir uns im nächsten Abschnitt noch genauer anschauen, zur gleichen Zeit und zehn Jahre lang in Temple City, Kalifornien, gelebt haben, verfestigen die These seiner Urheberschaft. Finney selbst hat zu Lebzeiten immer wieder bestritten, Nakamoto zu sein.
Dorian Nakamoto
2014 berichtete das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek, der japanischstämmige Kalifornier Dorian Nakamoto stecke hinter dem Bitcoin-Pseudonym. Die verantwortliche Reporterin bezieht sich dabei hauptsächlich auf ein kurzes Interview, das sie mit Nakamoto führte und in dem er, angesprochen auf den Bitcoin, zu Protokoll gab, dass er „nicht länger beteiligt sei“ und „keine weiteren Angaben machen könne“, da das Projekt „an andere übergeben“ worden sei. In der Folge stritt Dorian Nakamotojedoch vehement seine Verbindung zum Bitcoin ab, erklärte seine Aussagen als Missverständnis und Fehlinterpretation und ging sogar rechtlich gegen das Magazin vor.
Craig Wright
Der Australier Craig Steven Wright behauptete 2016, Satoshi Nakamoto zu sein. Dafür sprechen etwa eine digitale Signatur über Nakamotos privaten Schlüsselsowie eine Handynummer, die auf Wright zugelassen war. Die Echtheit dieser Belege wird jedoch stark angezweifelt. Spätestens seit einem Gerichtsprozess von 2018 aufgrund eines Streits mit der Familie Kleiman (Dave Kleiman gilt ebenfalls als ein mutmaßlicher Name hinter Nakamoto) und später 2019, als WikiLeaks Beweise für eine Dokumentenfälschung durch Wright veröffentliche, gilt es größtenteils als erwiesen, dass Wright nicht hinter Nakamoto steckt.
Weitere potenzielle Urheber und Beteiligte
Weitere Personen, die als mögliche Bitcoin-Erfinder gehandelt werden, sind der ungarischstämmige US-Amerikaner Nick Szabo, der verstorbene Informatiker Dave Kleiman, der bis zu seinem Tod Nakamotos E-Mail-Adresse bedient haben könnte, und sogar ElonMusk. Auch eine Spur nach Kolumbien zur Familie Escobar, die über den Drogenschmuggler YasutakaNakamoto, den Bruder Dorian Nakamotos entstanden sein soll, wird weiterverfolgt. Eine Verbindung zu Russland wurde nach dem mutmaßlichen Gebrauch eines russischen Proxys und einem Beitrag in russischer Sprache ebenfalls vermutet. Adam Back, Dr. ViliLehdonvirta, Neal King, Vladimir Oksman und Charles Bry sowie ShinichiMochizuki sind weitere mögliche Personen im Dunstkreis von Nakamoto.
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